Hier werden Restaurants unter die Lupe genommen und besprochen- nie böse gemeint, sondern ehrliches Lob und ehrliche Kritik. Kritik ist immer subjektiv und einem anderen Besucher kann sich ein völlig konträres Bild zeigen. Also am besten immer selbst ausprobieren, es sei denn, ein Restaurant ist so katastrophal, dass man unbedingt von einem Besuch abraten soll. Aber das kommt ja eher selten vor.
Cheeseburger im Gasthaus "Bergstübel"
Manchmal ist es so, dass das äußere Ambiente quasi umgekehrt proportional ist zu dem, was sich drinnen und auf dem Teller abspielt. Genau so war es aber beim Besuch des Restaurants, oder besser, der Wirtschaft "Bergstübel". Zunächst denkt man an eine profane Eckkneipe, die das Flaschenbier und allenfalls Wienerle oder Knabberbrezel an der Theke serviert. Doch schon der Blick in die Speisekarte verrät, dass hier einer sein Handwerk so was von versteht: Mit eigenem Logo, einem geschwungenen "B" für "Bergstübel", ist diese nämlich Ton in Ton gehalten mit dem gesamten Inventar des Restaurants. So klein das Restaurant auch ist, kann man mit Fug und Recht behaupten: Klein, aber oho! Doch zurück zur Speisekarte. Hier empfiehlt der Chef zum Beispiel eine Rinderkraftbrühe (natürlich selbst hergestellt und nicht aus der Suppentüte), eine Ofenkartoffel oder sogar eine (übrigens hervorragend schmeckende) Ziegenkäse-Tarte. Weiter zu den Hauptspeisen: Da gibt es die geschmorte Odenwälder Ochsenbacke für 14,50 €, das Rumpsteak 300 g für 19 € inklusive Beilage. Mir haben es allerdings die Burger angetan. Angeboten wird der Klassikburger, ein Veggieburger (sehr lobenswert!), ein Cheeseburger oder ein BBQ-Burger. Selbst gemacht, sowohl die Soßen als auch das Brötchen (wirklich, kein Witz!). Dafür zahle ich gerne meine 11,80 €. Serviert wird das Ganze dann von einer wirklich sehr freundlichen Bedienung. Dessert gefällig? Ein schlichtes Vanilleeis gibt es genau so wie das hausgemachte Zitronensorbet mit Citrusfrüchteragout oder eine Mouelleux au Chocolat mit Beerenragout und Vanilleparfait. Das alles von 5 € bis 7,50 €. Meine Referenz, Herr Koch! Da wartet man auch gerne mal etwas länger (was aber nicht allzu lange dauerte, aber Frische und Qualität braucht eben ihre Zeit). Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass sich ein Besuch in Hertels "Bergstübel" wirklich lohnt. Einziges Manko: Die Portionen sind derart überdimensional groß, dass danach nichts mehr geht. Wie gerne hätte man noch ein Dessert verdrückt, aber selbst ein guter Esser wie der Schreiber dieser Zeilen musste sich geschlagen geben und sogar etwas von dem Brötchen zurück gehen lassen. Also lautet mein Fazit: Man lasse sich nicht abschrecken von der äußeren Fassade einer Eckkneipe aus den Siebzigern, gehe rein und staune selbst!
Service: 10 Punkte
Ambiente: 9 Punkte
Speisen: 9 Punkte (wegen der großen Portionen, weniger ist manchmal mehr)
von möglichen 10 Punkten
Gasthaus "Zur Pfalz" in Eberbach-Neckarwimmersbach
Es gibt ein Sprichwort, das nach dem Besuch des Gasthauses "Zur Pfalz" in Eberbach-Neckarwimmersbach noch mehr zu gelten scheint: "Schuster, bleib bei deinen Leisten!". Man betritt den Gastraum, der einen an Kindheitstage erinnert, wo Wirtshäuser noch Wirtshäuser waren mit Stammtisch, verschiedenen Deko-Artikeln, die wild durcheinander gewürfelt scheinen. Doch dieses wild durcheinander gewürfelte Ambiente täuscht nicht- oder sollte es etwa System sein? Beim Blick in die Speisekarte wird der geneigte Besucher leicht verwirrt: Da steht der Schweizer Wurstsalat auf der selben Seite wie der griechische Schafskäse, der Pfälzer (?) Sauerbraten neben der Ceylonesischen Gemüsepfanne (mit Reis und Spiegelei!), das Krabbenbrot "Hein Mück" bei Südtiroler Kaminwurzen und einer ganzen Seite asiatischen Gerichten! Whow, was eine Auswahl! Also bestellt sich der Schreibende etwas aus der asiatischen Speisekarte. Auf die bange Frage, ob denn der Koch/die Köchin asiatische Wurzeln hat, antwortet die ansonsten recht freundliche Dame nur mit "nein, der macht das halt einfach gerne". Na ja, also dann! Aber was kommt, kredenzt der Thailänder um die Ecke dann doch etwas besser: ein Teller voller Spaghetti, gut gebraten, dazu (eine recht ordentliche Portion!) Putenstreifen, leider sehr trocken und zu lange gebraten. Curry gibt es in der Küche zuhauf, mag man meinen ob der eklatanten Menge an Currypulver, das dem Gericht innewohnt. Curry ist gut, zu viel Curry ist eben.... zu viel. Es erschließt sich dem Schreiber dieser Zeilen auch nicht so ganz, was das gekochte Ei inmitten dieses Tellers zu suchen hatte. Einem solchen Gericht würde eine Soße gut tun- leider fehlte sie zur Gänze. Gut gelungen war das Jägerschnitzel und das Cordon bleu, das nicht auf der Speisekarte stand, aber auf Anfrage doch gezaubert wurde. Und das Preisgefüge? Für ein paar grobe Bratwürste zahlt man 6,90 €, der erwähnte Pfälzer Sauerbraten schlägt mit 12,90 € zu Buche, das Rumpsteak "Café du Paris" ist für 15,90 € zu haben. Preislich stimmt hier alles und wer preis-wert essen möchte, ist in dieser Wirtschaft gut bedient. Dennoch: Lieber, lieber Koch- bleib bei den Eberbacher Gerichten und dampfe deine Speisekarte um zwei Drittel ein- ein griechischer Käse hat in einer "gut bürgerlichen Küche" (so bezeichnet sich das Lokal selbst) genauso wenig zu suchen wie all die asiatischen Kochversuche und die Südtiroler Kaminwurzen. Denn all das bekomme ich beim echten Thai, beim echten Griechen besser und tut dem Lokal nicht gut- denn die deutschen Gerichte sind durchaus ansprechend und schmackhaft! Manchmal ist weniger eben mehr!
Service: 8 Punkte
Ambiente: 6 Punkte
Speisen: 5 Punkte
von 10 möglichen Punkten
Asia-Pfanne